Ausgezeichnete Zusammenarbeit

Beim Eurovision Song Contest in Helsinki lieferte die Lawo-Rental-Tochter ABS zentrale Komponenten für die Ton-Produktion. Im Mittelpunkt stand dabei der Einsatz des neuen Lawo-Pults MC2 90. Es konnte sich erstmals bei einer großen 5.1 Live-Produktion richtig in Szene setzen. Auch andere deutsche Firmen wie Sennheiser, Riedel, MAT und PMT waren mit von der Partie und unterstützen den finnischen Sender YLE bei der Produktion. Teamwork war gefragt.

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Mit der Ballade „Molitva“ hat die 22-jährige Serbin Marija Serifovic den 52. Eurovision Song Contest in der Helsinki-Arena (Hartwall Arena) gewonnen. Ein anderer Sieger stand dort schon vorher fest: Das neue Lawo-Tonpult MC2 90. Es wurde erstmals bei einer großen 5.1 Live-Produktion eingesetzt und lieferte nach Angaben der beteiligten Ton-Experten herausragende Ergebnisse.

Audio Broadcast Services (ABS), Lawos Tochterfirma für das Verleihgeschäft, hatte im Auftrag des finnischen Senders YLE die Haupttonregie und den Hauptschaltraum auf Leihbasis ausgestattet. Die Signalverteilung im Hauptschaltraum übernahm ein Nova73 HD-Routingsystem, an das vier Lawo-Pulte aus drei Generationen angebunden waren. In der Haupttonregie wurden die Musikbeiträge mit dem neuen mc2 90 produziert. Der dort abgemischte 5.1-Surround-Mix wurde zu dem von YLE angemieteten TV-Ü-Wagen HD-1 von Prisma übertragen. Dort wurden über ein mc2 66 die Atmo und die Moderation zugemischt. Die Produktion in HDTV und 5.1 Surround wurde in diesen Formaten über ein Uplink übertragen. Zwei weitere Ü-Wagen, die von YLE bei dem Contest zur Radioübertragung und als Backup eingesetzt wurden, waren mit einem mc2 80 und einem mc80, Lawo-Mischpulten der vorhergehenden Generationen, bestückt.
ABS hatte schon beim letzt jährigen Song Contest in Athen eng mit YLE zusammen gearbeitet. „Deswegen ist YLE auch wieder auf uns zugekommen“, meint ABS-Projektleiter Matthias Paha. In Athen arbeite YLE mit einem MC2 66-Pult. „Diesmal wollte man aber unbedingt das 90er Pult“, sagt Paha.

Und Lawo-Marketingleiter Huber ergänzt: „Mit YLE hat Lawo schon langjährige Kontakte. Wir konnten in steter Abfolge bei Großveranstaltungen unsere Kompetenz beweisen, nicht nur in Athen, sondern auch 2006 bei den Winterspielen in Turin und bei der Fußball-WM in Deutschland. Die Anfrage zum Eurovision Song Contest kam, weil YLE absolut sicher sein wollte, rundum betreut zu sein.“
Beim diesjährigen Song Contest sorgten Paha und das ABS-Team nicht nur für Konfiguration und Installation der Lawo-Technik, sondern sie leisteten auch sehr viele konzeptionelle Beiträge. „Wir sind den YLE-Kollegen immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, meint er. Vorteil dabei sei gewesen, dass er nicht nur das MC2-System sehr gut kenne, sondern selbst aus der Live-Musik-Branche komme. Paha: „Wir haben unser Know-how mit eingebracht, was gerne angenommen wurde. Insgesamt war das eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit YLE.“

Aufwändige 5.1 Ton-Produktion
Im Vergleich zum letztjährigen Eurovision Song Contest Athen in Athen war die Tonproduktion dieses Jahr in Helsinki deutlich aufwändiger. „Athen war noch eine reine Stereo-Produktion, diesmal aber haben wir eine volle Surround-Sound-Produktion gemacht“, berichtet Paha. Das produzierte Surround-Material musste dann in verschiedene Formaten downgemixt werden. YLE musste vielen Broadcastern auch einen Stereo-Ton zur Verfügung stellen. „Was Dolby-Integration betrifft, war der Aufwand in Sachen Signalverteilung an der Stelle doch erheblich“, meint Paha. Der 5.1-Mix bei Live-Produktionen sei durchaus anspruchsvoll. „Die Herausforderung besteht darin, eine vernünftige Abwärtskompatibilität zu gewährleistet. Man muss beim 5.1-Mix darauf achten, dass auch der Stereo-Mix gut klingt. Das ist schon eine schwierige Geschichte. Man muss da sehr aufpassen und viel Erfahrung mitbringen“, sagt Paha.

Außerdem gebe es sehr strenge Reglements bei den Eurovision Song Contests, um die Bevorteilung einzelner Länder und nationaler Sender zu vermeiden. Paha: „Alles muss hier deshalb mitgeschnitten werden.“
Ausgeliefert wurden die Lawo-Systeme am 10. April. Die Inbetriebnahme startete dann am 16. April. ABS war dabei mit drei Leuten vor Ort. „Mit ersten Tests in der Halle konnte erst ab 18. April anfangen werden, weil sie bis dahin noch für Eishockey-Spiele genutzt wurde“, berichtet Paha. Anfang Mai war die Installation vollständig abgeschlossen. Paha: „Alles lief da wie geplant: die komplett digitale Matrix inklusive Hauptschaltraum, Abhörbedienfelder, Monitore, Rechner und alle Arbeitsplätze unter dem MC2 90 in der Haupttonregie.“ Die Systeme waren soweit vorbereitet, dass nur drei Stunden Konfigurationszeit für das Pult und eineinhalb Tage für die Kreuzschiene nötig waren.
Das Zusammenspiel zwischen Haupttonregie und Prisma-Ü-Wagen funktionieret laut Paha tadellos. „Wir haben es so realisiert, dass von der Hauptmatrix lediglich eine redundante Glasfaser per Madi an den Ü-Wagen draußen ging. Da wurden dann auch alle Signale eingespeist“, erklärt Paha. Um die Redundanz zu gewährleisten, hatte ABS zwei externe Stageboxen bereitgestellt. Zum Notfallplan gehörten auch reichlich Ersatz-Mikros und die Möglichkeit, die Empfänger schnell auf die entsprechenden Frequenzen umschalten zu können.

Die Signale mit und ohne Kommentator wurden in dem in Containerbauweise errichteten Hauptschaltraum über analoge und digitale Schnittstellen den Broadcastern zur Verfügung gestellt. Die Tonregie war während des Wettbewerbs von zwei YLE-Leuten besetzt. Paha und MC2-Produktmanager Felix Brügge leisteten Unterstützung. „Wir mussten da nicht eingreifen. Die Ton-Leute von YLE sind schon sehr kompetent“, sagt Paha. Anfang Januar hatten sie bei Lawo auch eine besondere Schulung für die MC2 66 und MC2 90-Pulte erhalten. Und vor der Live-Übertragung hatten sie auch noch eine Woche Zeit, sich mit dem neuen Lawo-Pult vertraut zu machen.

Mikrofone von Sennheiser
Bereits zum 22. Mal hatte Sennheiser den Eurovision Song Contest mit Mikrofonen, drahtlosen Mikrofonsystemen und Wireless-Monitoring ausgestattet. Laut Klaus Willemsen, Spezialist für Drahtlostechnik und Großereignisse bei Sennheiser, waren 54 Mikrofonkanäle eingesetzt und 16 für drahtloses Monitoring. Neben den Mikros der Hauptakteure wurden noch eine ganze Reihe Stützmikros und Audience-Mikros eingesetzt. Insgesamt kam man auf rund 120 Mikros, die meisten davon drahtlos.
Die Künstler auf der Bühne sangen wie schon vergangenes Jahr mit dem Handsender SKM 5200 mit KK 105 S-Kapseln von Neumann. Wer lieber mit einem Headset-Mikrofon singen wollte, bekam ein HSP 4 und einen Taschensender SK 5212. Für das drahtlose Monitoring standen den Sängern Ohrhörer IE 4 und Empfänger EK 3253 zur Verfügung. Bei den Monitorsendern handelte es sich um SR 3256-Doppelsender.
Auch die Räume für die Pressekonferenzen waren mit Sennheiser-Technik ausgestattet, mit Tischmikrofonen und evolution-wireless-Handmikrofonen. Zusätzlich hatten die Reporter und Kommentatoren aus 42 Teilnehmer-Ländern Sennheiser-Headsets in die Kommentatoren-Kabinen.

Viel Teamwork
Die gesamte Live-Produktion war wegen ihrer Größenordnung nur in Kooperation mit vielen Spezialisten zu schaffen. So waren allein 400 bewegliche Spots im Einsatz und riesige LED-Wände. YLE nutzte insgesamt 24 YLE-Kamerapositionen. 22 Tonnen Kabel waren verlegt und an 250 Stellen gebündelt und verteilt. Teamwork war gefragt. Neben ABS, Lawo und Sennheiser wurde YLE durch viele weitere Hersteller und Dienstleister unterstützt. Riedel war im Bereich Interkom-Technik mit von der Partie. Der Einsatz war von Riedels finnischen Vertriebspartner Qualitron unter Dach und Fach gebracht worden. Qualitron hatte für die 42 Kommentatoren-Kabinen zudem Mayah Communications Merk II Systeme organisiert. Für die Produktion benötigen Audioworkstations lieferte Soundata unter anderem auch ein Digidesign Protools-System. Der schwedische TV-Produktionspartner Prisma sorgte dafür, dass der Eurovison Song Contest erstmals komplett in HDTV produziert werden konnte. Die ebenfalls aus Schweden stammende Bühnen- und Eventtechnik-Firma Spectra sorgte, unterstützt durch die finnische Firma Eastway, für das umfangreiche Licht-Equipment.

Weitere Technik-Partner waren TeliaSonera (Telekom), Sony Finnland (Monitore), die deutsche Firma MAT (Dollies und Kamera-Plattformen), die britische Firma Gigawave (Drahtlos-Kameras); die deutsche Firma PMT (Spidercam), die türkische Firma Arttek (TV-Grafik), die holländische Firma Energyst CAT (Stromgeneratoren) und die britische Firma StageOne (Bühnenbau). Am Ende des Eurovision Song Contest waren alle Sieger.
Eckhard Eckstein (MB 06/07)


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